Stellen Sie sich vor, Sie sind als Jobsucher im Internet unterwegs, finden einen Job auf der Karriereseite eines Unternehmens, der Ihnen zusagt, und unter der Anzeige steht der LinkedIn Apply-Button! Sie klicken darauf, und die (Business-) Daten aus Ihrem LinkedIn Profil werden direkt in die Online-Bewerbung übernommen. Eventuell beantworten Sie noch ein paar durch die suchende Firma hinterlegte Fragen, und das war’s. Praktisch, oder? Sozusagen der “Like-” Button für Jobs!
Kommt Ihnen das als Online-Recruiter der ersten Stunde nicht irgendwie bekannt vor? Genau, da war doch was in den Anfangszeiten des deutschen Monsters, was den Personalern und Personalsachbearbeitern mächtig auf den Keks ging! Dort konnten sich Bewerber nämlich direkt auf der Jobbörse mit ihrem hinterlegten Lebenslauf auf eine Vakanz bewerben. Sie können sich vorstellen, was passierte: Die armen Personaler wurden mit unpassenden Kandidaten bombardiert und hatten noch mehr Arbeit als vorher. Heute geht das bei Monster nicht mehr so einfach, und das ist auch gut so.
Selbstverständlich lässt sich argumentieren, dass die LinkedIn Nutzer mit den Daten ihrer High-Quality-Business Profile und mit ihrer Reputation sorgsamer umgehen als ein verzweifelter Jobsucher, der sich in den Sphären des Worldwide Webs ziellos auf alles bewirbt, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Ich bin dennoch skeptisch, was den Nutzen dieses Like-this-Job-Buttons angeht. In den USA wird das Thema seit einigen Tagen heiß und kontrovers diskutiert, auch wenn LinkedIn den Launch dieses Buttons noch gar nicht offiziell angekündigt hat. Es hätte ein “Leak” gegeben, heißt es in Insiderkreisen, aber es käme definitiv etwas in der Art auf den Markt. Abwarten, Tee trinken und ab und zu hier auf meinem Online-Recruiting.net-Blog vorbeischauen, denn ich werde umgehend bloggen, sobald es Details gibt.
Der Personal Branding Experte Dan Schawbel prophezeit den endgültigen Tod des Lebenslaufes (dieser wurde ja schon des öfteren als Totgeglaubter deklariert – aber Letztere leben ja bekanntlich länger) und verkündet ebenfalls den sicheren Untergang der Jobbörsen (*gähn*).
Andere vermuten, dass LinkedIn, nachdem es einen exzellenten Börsenauftakt aufs Parkett gelegt hat, nun mit ein paar Neuigkeiten für weiteren (Auf-) Schwung sorgen möchte. Falls es ein PR-Coup war, dann ist er auf jeden Fall gelungen. Nur in Deutschland spricht oder bloggt so gut wie niemand darüber. Das mag aber auch daran liegen, dass die Recruiting-Lösungen, die immerhin 43 Prozent des LinkedIn Umsatzes ausmachen, für deutsche Unternehmen bisher (noch) nicht wirklich interessant sind.
Die Frage ist natürlich auch, ob der US-Riese in Sachen Business-Network nicht an einem eigenem Bewerbermanagementsystem bastelt. Es gibt natürlich schon das Produkt “Recruiter”, das es Firmen ermöglicht, Profile zu durchforsten und mit den Kandidaten Kontakt aufzunehmen. Es gibt auch Schnittstellen zu den großen, gängigen Systemen wie Taleo oder SAP. Es scheint jedoch unmöglich zu sein, einen Datenimport aus LinkedIn in die eigene Software vorzunehmen (da wäre LinkedIn ja auch ganz schön blöd, wenn sie sich die Daten klauen lassen würden…). Warum also dann nicht ein eigenes System auf den Markt bringen, das von vornherein eine prall gefüllte Lebenslaufdatenbank enthält?
We’ll see! Wir werden sehen, ob Peter Gold, der alte Zyniker 😉 mit seiner Shakespeare-Anspielung “Much Ado about Nothing” – Viel Lärm um Nichts – richtig liegt. Übrigens ein schönes Stück, das sich in der Verfilmung von und mit Kenneth Brannagh (und der tollen Emma Thompson) sehr gut ansehen lässt. Wie oft bei dem alten Meister geht es um Liebe, Verwechslung, Boshaftigkeit, Wortspiel und um ein glückliches Ende.
Mal sehen, was LinkedIn aus dem ganzen Theater macht!