In den mehr als vier Jahren, die ich bereits in der internationalen E-Personalwerbung und -marketing Agentur arbeite, hat sich nicht nur die Jobbörsenlandschaft verändert. Auch bei den Kunden (Mitarbeiter suchende Unternehmen) hat es sich inzwischen etabliert, dass Internet Stellenmärkte nicht nur eine lukrative Alternative zu Presseanzeigen darstellen, sondern dass erstere auch die meisten Rekrutierungsbedarfe decken.
Das haben natürlich auch die Hauptakteure am Markt (Monster, StepStone & Co.) mitbekommen. Deswegen werden fleißig Preise erhöht (z.B. bei FAZjob.net, die seit Anfang des Jahres bei nunmehr 875,00 € angekommen sind, aber leider immer noch keine guten Ergebnisse erbringen), nur um sie zweiten Schritt für einen viel versprechenden Endkunden wieder zu drücken – das gilt übrigens für so ziemlich alle Jobbörsen.
Aber darum geht es mir heute nicht. Ich möchte vielmehr eine Diskussion aufgreifen, die derzeit in England von einigen renommierten HR-Kommunikation bzw. Personalwerbung Agenturen, geführt wird. Hier geht’s zum Originalartikel. Denn unsere englischen Kollegen, vor allem diejenigen, die aus dem Printbereich kommen, überlegen, wie sie ihr Business Modell umstellen können, um mit Internet Recruiting auch in Zukunft genügend Gewinn machen zu können.
Viele Jobbörsen (besonders in den UK) gewähren Agenturen lediglich 10 (in DE sind das zwischen 15 und 30, in FR zwischen 20 bis 25) Prozent Vermittlungsprovision, was bei Listenpreisen von durchschnittlich 800 Euro pro Anzeige keine besonders großen Erträge generiert. Dazu kommt, dass die meisten Jobbörsen selbst bei größeren Multikunden Rahmenverträgen immer weniger AE abgeben.
Da sich das Online Recruiting und das gesamte Internet jedoch täglich verändern, sind regelmäßige Marktbeobachtung, -recherchen und -auswertungen notwendig, um dem Kunden die Medien zu empfehlen, die für seinen nationalen und internationalen Personalbedarf geeignet sind.
Daher halte ich den Ansatz unserer britischen Personalwerbung Agenturkollegen, dem Kunden eine Beratungsgebühr in Rechnung zu stellen, für sehr plausibel. Die Frage ist nur: Wie erklärt die Agentur das dem Kunden, wenn er diese Leistung bisher kostenfrei erhalten hat? Andrea Burrows, Geschäftsführerin von aia meint dazu: “What we say to clients is, ‘We’ll drive down your budget, we can show you the metrics of return on investment, but we need to be rewarded for that.’ There is no incentive for an agency necessarily to drive down budgets when they are being paid a percentage of spend.”
Ich denke, dass Kunden das nachvollziehen können. Gerade zu Zeiten, in denen der War for Talents herrscht und Themen wie Employer Branding mittlerweile im Produktmarketing angekommen sind, ist es für Unternehmen unumgänglich, eine strategische Mediaplanung anzupeilen. Das kostet Agenturen Zeit für Research, Kontrolle, Statistikauswertungen, etc. und damit auch Geld.
Ein weiteres denkbares Modell ist ein Beratungshonorar, das vor Angebotserstellung in Rechnung gestellt wird und das bei Buchung mit dem jeweiligen Auftragswert verrechnet wird. Auf diese Art sichert sich die Agentur auch gegenüber den vielen Anfragen ab, die Unternehmen an mehrere Agenturen und Direktanbieter gleichzeitig stellen. Denn hier werden oftmals die jeweiligen Konditionen miteinander verglichen und die Anbieter gegeneinander ausgespielt. Und manchmal werden das Know-How und die Empfehlungen der Agentur angefragt, um diese dann in einem nächsten Schritt direkt vorzunehmen oder von einem “Billiganbieter” durchführen zu lassen, nur um ein paar Euro einzusparen.
Was für ein Thema, ich könnte noch stundenlang darüber schreiben. Aber am besten den englischen Originalartikel lesen (hier), da stehen sehr viele wahre Dinge drin. Was halten Sie von Personalmarketing-Agentur Beratungsgebühren? Ich denke, sie machen in bestimmten Fällen Sinn. Wenn es sich jedoch um eine Einzelanzeige für deutsche Jobbörsen handelt, sind in der Regel relativ wenige Recherchen notwendig, sodass eine Gebühr unpassend wäre. Bei aktiven Bestandskunden sollte natürlich auch nur in ausgewählten Spezialfällen ein Honorar verlangt werden. Ich bin gespannt auf Ihre Reaktionen.
Interessant.. denke aber auch das wir mit einer Flat Rate auch gut hinkommen, das ist ja fast so ähnlich wie ein Rahmenvertrag.. der Markt wird es weisen! Gruss und danke für den Artikel. – Thomas
@Thomas
… das hängt davon ab, ob Deine Flat Rate als eine “Multikunden Flat Rate” von Agenturen gebucht werden kann oder ob für jeden Agenturkunden eine separate Flat Rate geordert werden muss. Und wie stelle ich das dann im Falle einer Multikunden-Lösung dem Endkunden in Rechnung? Siehst Du, einfacher wird’s mit Flat Rate leider auch nicht.
Ein beratungshonorar scheint mir das passende zu sein.