Der Stoff, aus dem Online Recruiting Träume sind – Innovationen
Neue und einfach einsetzbare Ideen fürs Online Recruiting braucht das Land – jedes Land!
Egal, aus welchem Land die Idee kommt.
Und ApplyAnywhere kommt aus den Niederlanden.
Wie der Name schon sagt, können sich Bewerber von überall aus auf Jobs im Web bewerben. Vor allem, wenn sie mit dem Tablet auf der Couch oder mit dem Smartphone in der U-Bahn sitzen.
Im Prinzip sehr simpel, wie es dieses Video verdeutlicht:
Der Dienst wird vom niederländischen Multiposting Anbieter Knollenstein angeboten und startet im Januar 2015 so richtig durch.
Während des European Job Board Summits 2014 Ende November in London hatte ich Gelegenheit, mich mit Knollenstein CEO Willem-Paul Stuurman darüber zu unterhalten.
Dort hat er das Tool vorgestellt und berichtet, dass er dafür Patente angemeldet habe.
Wie funktioniert ApplyAnyWhere?
Die meisten Bewerber, und sogar einige moderne Recruiter kennen das: Man steht oder sitzt irgendwo (nur nicht am eigenen PC mit dem hübschen, stets aktuellen Lebenslauf auf der Festplatte), sieht den Traumjob seines Lebens in den unermesslichen Weiten des World Wide Web und möchte sich sofort bewerben.
Das Dumme ist, dass sich ein Bewerbungsformular im besonders schmucken Bewerbermangementsystem Frontend (Ironie beabsichtigt) öffnet, und dass der Kandidat – abgesehen von der Tatsache, dass er ungefähr 20.000 Felder mit seinen Arbeitserfahrungen ausfüllen muss – dort seinen Lebenslauf hochladen soll.
Da guckt Hans-Otto, der Bewerber, schon mal ganz blöd in die Röhre. Zwar hat er seinen Lebenslauf relativ aktuell im Cloud-Speichermedium seiner Wahl abgelegt, aber bis er die Daten von dort in das Upload Feld bewegt hat, ist ihm mit Sicherheit die Lust vergangen.
Wenn er Pech hat, lässt ihn die schicke Bewerbermanagementsoftware noch nicht einmal den Job per E-Mail an seine eigene Adresse versenden.
Fertig, aus! Kandidat weg und verloren.
Ach so, Sie finden Ihr Unternehmen so unwiderstehlich, dass jeder Bewerber sich so richtig ins Zeug legen sollte, um zu zeigen, dass er wirklich Interesse daran hat, für Sie zu arbeiten.
Ja natürlich, ganz klar…
Willem-Paul verriet mir nämlich, dass die Unternehmen
“currently lose as many as 40% of job applications coming from mobile and tablets”.
Harte Fakten, denn diese Zahl wird in den kommenden Monaten (nicht Jahren!) weiter in die Höhe klettern.
So, und nun haben die Damen und Herren von Knollenstein eine Technologie entwickelt, die ganz mir-nichts-dir-nichts eine neue Funktion unter das eigentliche Bewerbungsformular auf der Karriereseite des Unternehmens pappt.
Etwas eleganter und technisch korrekt ausgedrückt, erklärt Willem-Paul:
“All, clients have to do, after they signed up for the service, is prefix their application form URL with an ApplyAnywhere URL (which we will give them).
The link will convert their existing application form into a mobile-friendly one, on the fly every time the application form is viewed.
Basically, the candidate views the application form through the ApplyAnywhere servers (but it will look and feel exactly like the client’s application form / website).”
Bewerber füllen das Formular aus und sehen am Schluss die Aufforderung, ihren Lebenslauf über einen anderen Online-Karriere-Dienst, zum Beispiel Jobbörsen, anzufügen. Dazu loggen sie sich mit den üblichen Login-Daten bei der gewählten Jobbörse ein, ziehen ihren dort hinterlegten Lebenslauf und los geht’s. Im Hintergrund erstellt ApplyAnywhere mit den Daten ein PDF und sendet alles direkt ins kundenseitige Bewerbermanagementsystem.
Wie Willem-Paul sagte, wird es auch möglich sein, von Kandidaten eventuell bereits hinterlegte Lebensläufe aus dem eigenen System – also aus dem eigenen Talentpool – dafür zu verwenden. Obwohl man sich dann als Bewerber ja sowieso einfach nur im System einloggen müsste, um sich zu bewerben…
Macht aber insoweit wieder für große Personaldienstleister Sinn, denn dort haben Kandidaten ja auch die ein und anderen Daten gespeichert – sprich: einen verwendbaren Lebenslauf.
Was und wen kostet das was?
- Jobportale, die an das ApplyAnywhere System angeschlossen werden möchten, haben eine kleine Setup-Gebühr zu entrichten.
- Unternehmen bezahlen eine Gebühr pro Job, die mit dem entsprechenden ApplyAnywhere Link versehen wird.
Tracking
Im Hintergrund trackt Knollenstein – und auch das Bewerbermanagementsystem – über welches Karriere-Portal der Lebenslauf des Bewerbers erstellt wird. Dabei ist es letzten Endes egal, auf welcher Jobbörse die Stellenanzeige ursprünglich geschaltet wurde.
Das ist das Interessante daran, denn nehmen wir an, ein Bewerber findet den Traumjob auf Jobplattform X, bewirbt sich aber mit seinem Lebenslauf von Jobportal Y oder Z.
Solche Daten werden auf längere Sicht spannende Erkenntnisse liefern, und dem einen oder anderen Jobportal Verkaufsargumente in Kundenverhandlungen bieten.
Ausblick
Knollenstein planen, zukünftig einige der Bewerbungsformularfelder automatisch über ApplyAnywhere ausfüllen zu lassen mit den aus den Jobportalen gezogenen Lebenslaufdaten.
[UPDATE 15.01.2015] – diese Funktion ist nun vorhanden.
Das Multiposting System, welches bisher unter dem Firmennamen Knollenstein bekannt ist, wird sich RecruitAnywhere nennen.
Fazit
Ein großes Bewerbungsformular-Problem ist gelöst, zumindest teilweise – dazu gleich mehr.
Die mobile Optimierung, wenigstens des Bewerbungsformulars, geschieht an technologisch schwerfälligen Bewerbermanagementsystemen vorbei (erinnert mich übrigens an indeed’s MoBolt).
Mit der Funktion, dass Lebenslauf Daten automatisch in passende Felder eingefügt werden, wird “mobile Apply” vereinfacht.
Die Inhalte der Bewerbungsformulare werden als solche beibehalten, was in den seltensten Fällen Gutes verheißt. Dieses Problem wird ApplyAnywhere nicht lösen können, denn jedes Unternehmen kocht halt am liebsten sein eigenes Süpple.
Eine Frage bleibt natürlich auch in Bezug auf Profile bei LinkedIn und XING. Das wäre natürlich ideal, und die Tatsache, dass sie Bewerber jeweils im Karriere-Portal (oder Netzwerk) anmelden, um ihre Daten AKTIV übertragen zu lassen (sprich: Zustimmung der Datenübermittlung ist gegeben), wäre eine tolle Sache.
Mal sehen, was sich hier tut. Allerdings haben wir sowohl bei den sozialen Business Netzwerken als auch generell bei Jobportalen die Krux, dass die Lebensläufe eventuell veraltet sind.
Und man sollte sich natürlich auch an die Zugangsdaten und Passwörter des entsprechenden Jobportals erinnern, das man für seine Lebenslaufdaten bemühen will.
Ein paar Schritte in die richtige Richtung sind getan auf dem Weg einer mobile-optimierten Job-Shopping Reise.
Man könnte das beinahe auch unter verbesserter Candidate Experience laufen lassen… aber eben nur beinahe.
Was haltet Ihr von der Idee?