Das Ping-Pong Spiel im Wettbewerb um das Talentgeschäft und Recruiting geht weiter: LinkedIn hat Anfang der Woche das kanadische Startup Careerify gekauft.
Details zur Transakationssumme wurden nicht veröffentlicht.
Nach der Übernahme wird sich LinkedIn vor allem dem Mitarbeiterempfehlungstool annehmen. Die anderen beiden Produkte des Startups werden vom Markt verschwinden.
Die Technologie macht für LinkedIn selbstverständlich Sinn – für XING natürlich auch, wenn auch im “kleineren Kreis”, aber da kommt bestimmt ja demnächst auch wieder etwas Neues.
Das weltweit größte Business Netzwerk mit derzeit mehr als 340 Millionen Mitgliedern und einer zunehmenden Anzahl an veröffentlichten oder aggregierten Jobs kann genau sehen, wer wie mit wem verbunden ist, woher die Verbindungen stammen, wer wann und wo gearbeitet hat und wie perspektivisch typische Karrieren aussehen können.
Warum also nicht all diese Daten in einen Topf werfen, um daraus Mitarbeiterempfehlungen zu schneidern, die den unternehmenseigenen Angestellten auf dem Silbertablett serviert werden!
Aber der Reihe nach:
- Nehmen wir an, Ihr Unternehmen hat eine offene Stelle.
- Das Kandidaten Anforderungsprofil ist mit der Linie bzw. der Abteilung abgestimmt.
- Die Stellenanzeige ist getextet.
- Um bei der Verbreitung der Anzeige möglichst effizient vorzugehen, holen Sie Ihre eigenen Mitarbeiter ins Boot. Vielleicht kennt ja einer der Angestellten jemanden, der oder die auf die Stelle passen könnte.
- Sie laden Ihre Mitarbeiter ein, die Anzeige in ihrem Netzwerk zu verbreiten oder, besser noch, Kandidaten vorzuschlagen
- Ja, und genau hier hakt es dann. Denn jeder hat viel zu tun oder nimmt sich nicht die Zeit oder hat einfach keinen Kopf dafür.
- Wir praktisch, wenn eine Technologie den Angestellten zum Anforderungsprofil passende Personen aus seinem Netzwerk vorschlagen würde? Kurze Intro, Kontaktaustausch: alles mit einem Knopfdruck erledigt
- Und schwupps, ist der Bewerberrücklauf von alleine und günstig angekurbelt.
So viel jedenfalls zur Theorie, wie das funktionieren könnte.
Denn in der Praxis hat bisher noch niemand von LinkedIn erklärt, wie das genau vonstatten gehen soll. Und leider sind die Informationen, die man auf der Careerify Seite zum “Referral”-Produkt findet, ganz nach Startup-Manier auch eher spärlich gehalten.
Techcrunch berichtet, dass Careerify neben LinkedIn Profilen auch Twitter und Facebook Verbindungen miteinbezieht.
Alles in allem eine interessante Entwicklung, auch wenn man etwas verwundert sein darf, ob der Tatsache, dass LinkedIn nicht schon längst ein eigenes Mitarbeiter Empfehlungstool entwickelt hat.
Aber eines wird erkennbar: LinkedIn möchte nicht nur den globalen “Economic Graph” darstellen, sondern auch zur generellen Datenmine für “Economic Intelligence” werden.
Die richtigen Jobs, auch diejenigen, welche zukünftig entstehen (oder wegfallen), mit den richtigen Kandidaten zu besetzen, ist Gold wert – zumindest eine extrem gute Börsenbewertung.
Ein Service wie der “Hidden Job Report” ist für LinkedIn dann ein Kinderspiel.
Und wann kommt dann die Anreicherung der Linkedin-Profile mit öffentlich zugänglichen Profildaten, wie dies bei Talentbin, Open Web oder Talentwunder, etc. geschieht?
Läuft das nicht sowieso schon irgendwo im Hintergrund ab?
Dennoch: Das ist alles meine reine Theorie. Wäre schön, wenn wir bald etwas mehr Fakten und Praxisbeispiele bekämen.
Der Vollständigkeit halber: In der DACH-Region gibt es mit Eqipia, Talentry und Firstbird gleich drei Anbieter, die grundsätzlich genau diese Funktionalität anbieten. Jeder mit einem eigenen Twist, aber immer mit dem Ziel, Stellen über Mitarbeiterempfehlungen zu besetzen.