Schon seit einigen Monaten hielt sich das hartnäckige Gerücht, dass StepStone die Preise erhöhen würde.
Meines Wissens waren die Job-Posting Agenturen die ersten, die davon erfahren haben. Auf mein Nachfragen bei StepStone Anfang des Jahres (oder war das nicht sogar schon Ende 2014?) erhielt ich eine Antwort im Sinne von “eine Preiserhöhung sei bei StepStone derzeit nicht vorgesehen“.
Nun ja, soviel zum Thema Informationsmanagement oder Blogger Relations. Schade.
Dann aber unmittelbar nach Versenden der Pressemitteilung ein Anruf, um mir mehr Informationen zur neuen Produktstrategie zu geben und die Frage, ob das für Online-Recruiting.net als Thema interessant erscheint. Nee, also so mit mir bitte nicht.
Der Vollständigkeit halber, weil dies für die Leser von Online-Recruiting.net von Interesse ist, und mit ein wenig Würze versehen:
Des StepStone’s neue Preise und Produkte
Man hat sich offensichtlich für die Kommunikation um die Preiserhöhung (die ja streng genommen keine ist, denn es handelt sich doch um eine neue Produktstrategie) bei StepStone einige Gedanken gemacht.
Dabei kamen die verschiedenen Abstufungen der neuen (?) Anzeigenprodukte, also neu und anders gebündelten Angebote, heraus. Zum Bild Vergrößern, darauf klicken.
Das ist marketing– und vertriebstechnisch ziemlich schlau gemacht:
Starter Anzeige – wer möchte schon ein “Starter” sein?
Die “Starter” Anzeige (Textanzeige mit 30 Tagen Laufzeit – wobei nicht verraten wird, ob das Firmenlogo irgendwo in der Anzeige erscheint) kostet 825,00 € – das waren vorher, wenn ich mich recht erinnere, 795 €. Das ist verschmerzbar. Immerhin besteht die zubuchbare Option individuell gestaltete Anzeige für 295,00 €.
Macht also in dem Falle insgesamt 1.120,00 €. Das ist dann doch eine Preiserhöhung, wenn man den vorherigen Anzeigenpreis von 995,00 € für indviduell gestaltete Anzeigen dagegensetzt.
Das entspricht einer Erhöhung von 11 Prozent.
Gut, die Stellenanzeigen Listenpreise haben sich seit knapp 10 Jahren auf StepStone nicht mehr verändert. Da entsprechen 11 Prozent noch nicht einmal den kumulierten Inflationsraten der letzten 10 Jahre. Also, meckern sein lassen.
Professional Anzeige – die goldene Mitte
Da könnte man doch am besten gleich die nächste (neue) Anzeigenvariante buchen: Die “Professional” Anzeige für 1.195,00 €.
Das wird dem Kunden im FAQ zu den neuen Anzeigenprodukten unter Punkt 9 denn auch ans Herz gelegt:
Bis auf den Boost und die Anzeigenoptimierung Plus können alle Produkte einzeln gebucht werden. Allerdings ist es in den meisten Fällen effizienter, die von StepStone zusammengestellten Stellenanzeigen Professional oder Premium zu wählen.
1.195,00 € sind immerhin nur schlappe 75 € mehr, wenn man von den 825,00 € der Starter Anzeige ausgeht und das individuelle Layout für 295,00 € oben drauf legt. Dazu gibt’s noch einen Anzeigen Refresh und die prominente Einbindung in den E-Mail Jobagenten. Letzteres macht bisher kaum jemand, und Refreshes werden gerne auch mal unter der Hand vergeben, wenn man richtig verhandelt.
Trotzdem wird ein Sparvorteil von 15% für die Professional Anzeige angegeben: Logisch, denn hier wurden die Preise für einen Refresh (95 €) und prominente E-Mail Jobagent Einbindung (120 €??? Den Preis habe ich noch nie so gesehen) oben drauf gerechnet.
Aber auf welchem Grundpreis beruht das eigentlich? 1.195,00 €? 995,00 €? Oder gar 825,00 €? Keine Ahnung.
Premium Anzeige – das Upsell-Produkt
Wer es noch ein Tick anders haben möchte, kann auch zur Stellenanzeige Premium greifen. Das kostet dann 1.695,00 € und beinhaltet dann was Neues: Die Anzeige wird in der Ergebnisliste farblich hervorgehoben als “Highlight Job“. Dazu einen gesonderten E-Mail Push an “bis zu 500 passende Newsletter Abonnenten”.
Bei Professional ebenfalls mit im Portfolio – die Anzeigenoptimierung PLUS:
Unsere Experten prüfen Ihre Stellenanzeige auf Herz und Nieren. Passt der Stellentitel zum gesuchten Profil? Ist der Anzeigentext aussagekräftig formuliert? Wir setzen für Sie die Bewerberbrille auf, um Ihre Stellenanzeige formal und inhaltlich bestmöglich zu gestalten.
Sowas sollte eigentlich eh immer geschehen, wird aber schon seit jeher nicht gemacht. Aber das betrifft alle Jobbörsen (und übrigens auch viele Agenturen). Das hat allerdings auch mit dem Endkunden zu tun, der eben nicht bereit ist, für diesen sinnvollen und wichtigen Service zu bezahlen. Und am Ende ist die Jobbörse schuld, dass sich kein Kandidat gefunden hat… aber ich schweife ab.
Die Employer Branding Anzeige gibt es auch noch – jeweils als Zubuchoption, wobei diese nun viel günstiger wirkt als vorher.
Was ist nun also wirklich neu?
Das Unternehmensprofil Standard und PLUS (Aufpreis, wobei ich mich immer noch Frage, wer sich denn um all diese Profile im Netz kümmern soll…), das Job-Highlighting und die Anzeigen Laufzeitverlängerung um 30 Tage, die 595,00 € kostet anstelle einer neuen Aneigenschaltung zum vollen Listenpreis (oder was man eben als solchen so verhandelt hat) – obwohl es doch auch mal die Anzeigen-Versionen XL oder XXL mit 60 Tagen und 3-12 Monaten gab…
Und natürlich das Anzeigen “Packaging“, also die Bündelung von (Zusatz-) Services.
Schlussgedanken
In den Zeiten, in denen der Wettbewerb um sowohl Anzeigenkunden als auch Bewerber-Traffic immer härter wird, frage ich mich, inwieweit es heute sinnvoll ist, Anzeigenpreise zu erhöhen.
Klar, Kunden und Bewerber müssen in ausreichender Zahl auf die Plattform gelangen, und das hat bei zunehmendem Wettbewerb (neue Jobbörsen, Jobsuchmaschinen, Social Media, Google AdWords, andere Werbe- und Marketingmaßnahmen, eigene Personalkosten, …) einen immer höheren Preis.
StepStone kann es sich in seiner jetzigen Marktposition selbstverständlich leisten, die Listenpreise zu erhöhen. Damit zwingt man beinahe die anderen Marktteilnehmer dazu, das Gleiche zu tun. Aber nicht jeder kann oder sollte das auch tatsächlich tun.
Und damit entsteht ein doppelter Vorteil für StepStone: Mehr Einnahmen, mehr Marktmacht und eine geschwächte Konkurrenz.
Die Frage ist, wie lange das funktioniert. Aber man melkt eben so lange, bis das Oster-Lamm geschlachtet ist 😉
Aber man könnte ja auch mal wieder eine andere Jobbörse kaufen. Zeit für neue Übernahmen und mehr Konsolidierung – es ist mir gerade viel zu ruhig im Karton.
Irgendwann hat man sich vielleicht auch mal selbst wegrationalisiert.
Oder es kommt ein neues Startup daher und wirft den ganzen Markt über den Haufen: so ein “Uber” fürs Recruiting, das wär doch was!