Nach dem 85 % StepStone Investment in Appcast: Indeed übernimmt Programmatic Job Ad Plattform ClickIQ

 

Wir könnten es als Kopf-an-Kopf Rennen betrachten: Axel Springer und StepStone waren in ihrer Ankündigung zur Übernahme von 85 Prozent von Appcast gute zehn Tage früher dran als Indeed.

Nichtsdestotrotz versprechen diese beiden Meldungen zu Beginn des Sommers eine “heiße” Zeit, die auf uns zukommt: Die Welt der Jobbörsen, besser gesagt, der Jobportale, ist wieder im Umbruch.

Während noch vor einigen Jahren Jobbörsen andere Jobbörsen und damit deren Reichweite oder Marktanteile kauften, um den Markt zu konsolidieren, geschieht nun etwas Neues:

Jobportale kaufen Job Posting Technologie Plattformen.

Diese Job Posting Technologien, zumindest ist dies der Fall bei Appcast und ClickIQ, basieren auf dem “Programmatic Ad Buying” Ansatz, den ich hier ausführlich erklärt habe.

Neben der Technologie bieten diese Plattformen Medien Netzwerke, welche einerseits aus vielen weiteren Jobportalen und andererseits aus anderen (sozialen) Medien bestehen: So können zum Beispiel Stellenangebote nicht nur auf verschiedenen Jobsuchmaschinen oder Jobbörsen geschaltet werden, sondern auch im Google Display Network oder AdWords, über den Facebook Werbeanzeigen Manager, auf Instagram (folgt mir hier) und auf jeder angeschlossenen Website. Im Prinzip könnte zum Beispiel auch Online-Recruiting.net als Veröffentlichungsmedium für Job Inhalte dienen.

Das werde ich im Folgenden näher beschreiben anhand der Übernahme von ClickIQ durch Indeed.

Innovate or die: Warum kaufen Jobportale moderne Job Posting Technologien?

 

Es scheint verwunderlich, dass gerade Indeed, das damals selbst ernannte “Google for JobsClickIQ übernimmt: So waren es doch Jobsuchmaschinen, “Job-Aggregatoren” wie Indeed selbst, die das Business Modell der etablierten Jobbörsen mit ihrem “Cost-per-Click” (CPC) oder auch “Pay-per-Click” (PPC) umkrempelten.

Die Devise war, keine festen Anzeigenpreise für eine vorab definierte Online Anzeigendauer in Rechnung zu stellen. Statt dessen wurde pro erfolgtem Zugriff auf eine Stellenanzeige ein gewisser Preis vereinbart. Dieser “Klickpreis” variierte je nach Anzeigenaufkommen, Schwierigkeitsgrad der zu besetzenden Stelle (seltene Profile, wenig attraktiver Unternehmensort,…) und Such-Zeitraum.

Als ich vor ein paar Jahren das Thema “Real Time Bidding” (RTB) und “Programmatic Advertising” bei Indeed ansprach, sagte man mir, dass das ja schon bei Indeed geschähe.

Für das Real Time Bidding ist das in Teilen auch korrekt. Nun geht natürlich Programmatic noch ein paar Stufen weiter.

Ich denke, dass sowohl Jobbörsen als auch Jobsuchmaschinen erkannt haben, dass sie es versäumt haben, rechtzeitig Programmatic Job Ad Buying Lösungen SELBST zu bauen.

Mit rechtzeitig meine ich, seit dem Bekanntwerden, dass Google ein eigenständiges Job Search Produkt an den Markt bringen wollte.

Sprich: vor ca. drei Jahren,

In diesem Falle macht es Sinn, sich bestehende Technologien, deren Plattformen und Mediennetzwerke zu kaufen. Ist ja alles da.

Darüber hinaus sind die Bewerbermärkte leergefegt, und Arbeitgeber müssen sich eine Menge einfallen lassen, um ihre Jobs vor ein paar interessierte Augenpaare zu bekommen.

Was bedeuten die aktuellen (Anteils-) Übernahmen für die gesamte Jobbörsenwelt? Da geht die Reise hin:

 

Wir sehen, wie sich etablierte, marktführende Jobportale wie StepStone und Indeed für die Zukunft aufstellen:

  • Das Produkt Stellenanzeige wird es in vielerlei Ausführungen geben, z.B. Bild-, Text-,Ton-, Videoanzeigen, …
  • Stellenanzgeinpreise können sowohl auf Anzeigen Schaltdauer als auch auf reiner Performance (CPC, Cost per Applicant, pro Einstellung,…) basieren. Eine Mischung aus allem erscheint mir plausibel.
  • Stellenangebote werden in reichweitenstarken Netzwerken nd Plattformen dem anvisierten Zielpublikum angezeigt, welches aufgrund seines Online Verhaltens wahrscheinlich die gewünschte Aktion ausführen wird: sich den Job ansehen und sich im Idealfall darauf bewerben.

Indeed und StepStone werden also ihren Kunden Services anbieten, die heute teilweise von Job Posting Agenturen übernommen werden.

Was wird mit Job Posting Agenturen und Paketvermarktern geschehen?

 

Natürlich haben Job Posting Agenturen und Paketvermarkter immer noch mehr an Jobbörsen und zum Beispiel auch Beratungsleistungen in ihrem Service Portfolio.

Aber wer sagt denn, dass die aktuell einsetzende Konsolidierung am Programmatic Ad Tech Markt sich nicht noch weiter ausdehnt? Dass sich zum Beispiel Jobbörsen als Mediennetzwerk-Partner an diese Plattformen anschließen oder von ihnen aufgekauft werden?

Ich glaube, es wird in den nächsten Monaten und Jahren ziemlich rumpeln am Markt.

Wohl dem Vermarkter, der seine Kundenbindungen stärkt und das Ohr am Markt hat.

 

What happens next? Und: Wieso erst jetzt?

 

Wir werden weitere Übernahmen wie diese von Appcast und ClickIQ sehen, und diese sollten schon bald geschehen.

Wer kauft wen?

Was wird Randstad’s Monster tun? Careerbuilder?

Wie werden zum Beispiel auch weitere starke Jobbörsen wie stellenanzeigen.de oder Jobware reagieren? Wie werden sie sich künftig aufstellen?

Eine eigene Lösung bauen? Dafür ist es zu spät.

Wer wird Recruitment Marketing Plattformen und Technologien ähnlich wie ClickIQ oder Appcast übernehmen?

Im Prinzip war diese Entwicklung schon länger vorauszusehen, und meiner Meinung nach hatte unter anderem (aber nicht nur!) Google einen gewissen Einfluss darauf.

Wollen wir mal sagen, dass Google den “Veränderungsdruck” in der Branche erhöht hat. Veränderung ist zwar schmerzlich und selten willkommen, aber sie ist unvermeidbar, real und auf Dauer positiv, wenn der Prozess umsichtig angegangen wird.

Schließlich zeigt all das, dass der Online (Stellenanzeigen-) Markt immer komplexer wird, und dass die Branche Technologien braucht, die diesem Chaos wenigstens einigermaßen beikommen.

Dennoch möchte ich anmerken: Alle Automatisierungsbemühen und machine-learning-Technologien, die darauf abzielen, geeignete Talente zu finden, sind vergebene Liebesmüh, wenn die Menschen, die sie verwenden, nicht angemessen mit Kandidaten, Kollegen, Mitarbeitern oder Kunden umgehen.

Also: Happy (automated) Recruiting!

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