Die aktuelle Studie von stellenanzeigen.de und meta HR
Während sich Europa mit den Lockerungen von staatlich auferlegten Ausgangssperren und Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschäftigt, werden nach und nach Zahlen zu Auswirkungen der Coronakrise auf die Weltwirtschaft veröffentlicht. Meistens handelt es sich dabei um Prognosen über die Stimmung an den Märkten, aber manche Zahlen sind doch sehr reell wie beispielsweise der Anstieg von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, über die ich im letzten Blogpost berichtet habe.
Gestern haben der Jobbörsen Generalist stellenanzeigen.de und die meta HR Unternehmensberatung eine Studie veröffentlicht, in der die Ergebnisse einer vom 17.-26. April 2020 durchgeführten Umfrage zu lesen sind (kostenfreier Download hier).
Teile aus den Umfrageergebnissen werde ich in diesem Blogbeitrag präsentieren und kommentieren.
Dabei konzentriere ich mich bewusst auf die Ergebnisse, die für Jobportal Betreiber relevant sind.
Übrigens ist gerade heute meine Jobportal DACH Umfrage zu Herausforderungen und Lösungen während und nach Corona gestartet.
Wenn Du mit Deinem Stellenportal teilnehmen möchtest (anonyme Umfrage, Teilnehmer erhalten die Ergebnisse als Kurzbericht), bitte bei mir melden:
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Darüber hinaus werde ich auf zwei weitere Angebote hinweisen, die sich damit befassen, wie sich HR Manager auf das “neue Normal” mit und nach Corona vorbereiten, um Personalarbeit nach den besten Möglichkeiten und Bedingungen weiterzuführen.
Studienaufbau Recruiting in der Coronakrise
In der Beschreibung ist Folgendes zu lesen:
Die Befragung zur Studie richtete sich an Personen, die mit Aufgaben der Personalgewinnung in operativer und / oder strategischer Hinsicht betraut sind. In Bezug auf HR-Profile wurde dabei zudem speziell differenziert nach primärer Jobrolle im Recruiting, Personalmarketing oder einer HR-Generalisten-Rolle.
Die Datenbasis dieser Studie liegt bei 314 befragten Personen. Alle Befragten repräsentierten dabei Arbeitgeber aus dem deutschsprachigen Raum, dabei 293 aus Deutschland und 21 aus Österreich bzw. der Schweiz. Der webbasierte Fragebogen wurde Anfang April 2020 entwickelt. Die Online-Befragung fand im Zeitraum 17. – 26. April 2020 statt. Ziel der Befragung war es einerseits Informationen zu gewinnen über die aktuellen Reaktionen der Arbeitgeber bezüglich ihrer Personalgewinnung angesichts der Coronakrise und insbesondere während der Quarantäne. Andererseits war es Ziel, Einschätzungen zu den mittelfristigen Auswirkungen und zu den weiteren Vorgehensweisen der Arbeitgeber bezogen auf ihre Recruitingaktivitäten bis Jahresende zu erhalten.
Teilnehmer Erfahrung und Branchen
Soweit ich dies beurteilen kann, scheinen einige der unten genannten Unternehmenszweige unter- bzw. überrepräsentiert zu sein im Vergleich zur generellen Branchenverteilung in Deutschland.
Z.B. ist laut Statista der Handel ein wesentlich stärkerer Wirtschaftszweig als hier repräsentiert. Banken und Finanzdienstleistungen hingegen sind in der hier vorliegenden Betrachtung stärker vertreten als in der Statista Auswertung von 2018.

Aufteilung der Teilnehmer nach Funktion, Berufserfahrung und Unternehmensbranche, Quelle: Studie von stellenanzeigen.de: Recruiting in der Coronakrise
Die wichtigsten Studien-Erkenntnisse im Überblick
Wirtschaftlicher Aublick
Wenig überraschend sind die wirtschaftlichen Aussichten bis zum Jahresende in den meisten Branchen eher pessimistisch: 69 Prozent der Umfrage Teilnehmer gehen von starken, negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf ihre Branche aus. Besonders pessimistisch sind Personaldienstleister, Automotive und Dienstleister generell.
Kurzarbeit
Für 58 Prozent ist das Thema Kurzarbeit wichtig geworden. Diese Zahl ist in der aktuellen Studie beinahe doppelt so hoch wie die von der Bundesagentur für Arbeit genannte Zahl, die besagt, dass rund ein Drittel der Unternehmen mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet hat.
Recruiting Budgets schrumpfen
Nicht nur seit Beginn der Krise, in der knapp zwei Drittel der Betriebe ihre Recruiting– bzw. Personalmarketing Aktivitäten “deutlich” oder “etwas” reduziert haben, auch bis zum Jahresende gehen mehr als die Hälfte der HR Verantwortlichen davon aus, dass sie ihre Recruiting- und Personalmarketing Maßnahmen verringern werden.
Hier die Zahlen zur Situation in der akuten Coronakrise:

Aktivitäten in der akuten Krise, Quelle: Studie von stellenanzeigen.de: Recruiting in der Coronakrise
Hier die Auflistung der voraussichtlich bis zum Jahresende reduzierten Recruiting- und Personalmarketing Maßnahmen:

Reduzierte Aktivitäten voraussichtlich bis Jahresende, Quelle: Studie von stellenanzeigen.de: Recruiting in der Coronakrise
Karrieremessen Veranstalter und Personalvermittler werden demnach am meisten unter der Coronakrise leiden, und das nachhaltig. Das ist kaum verwunderlich, da diese Dienstleister sehr kostspielig sind.
Als positives Zeichen bewerten die Studien Herausgeber, dass diejenigen Arbeitgeber, die bis zum Jahresende ihre Recruiting bzw. Personalgewinnungsaktivitäten verstärken möchten (ca. 15 Prozent der Studien Teilnehmer), vermehrt auf das Veröffentlichen von Stellenanzeigen in Online Stellenbörsen setzen möchten. 51 Prozent dieser 15 Prozent gaben dies an.
Selbstverständlich möchte man als Stellenbörsenbetreiber diese positiven Zahlen hervorheben, man sollte sich dennoch vor Augen halten, dass es hier einerseits um persönliche Einschätzungen geht, und dass es andererseits lediglich 15 Prozent der Teilnehmer sind, die Personalgewinnungsaktivitäten verstärken möchten.
Sprich: Ich denke, dass es Jobportale die nächsten Monate schwer haben werden, die relativ gesehen wenig verfügbaren Recruiting Budgets zu gewinnen.
Damit wird der Kampf um die bezahlenden Kunden am Jobportal Markt mit Sicherheit erbitterter als in der Zeit vor Corona.

15 Przent der Teilnehmer planen, ihre Recruiting Maßnahmen zu verstärken. Hier die Maßnahmen im Überblick, Quelle: Studie von stellenanzeigen.de: Recruiting in der Coronakrise
Jobprofile mit sinkender Nachfrage
Diese Jobprofile werden laut der Studienergebnisse weniger gesucht werden:

Jobprofile, die seltener ausgeschrieben werden, Quelle: Studie von stellenanzeigen.de: Recruiting in der Coronakrise
Nischen Jobportale, die sich genau auf diese Zielgruppen konzentrieren, dürften also noch mehr leiden als andere.
Studien Fazit
Seien wir ehrlich: Die Jobportal Zukunft ist nach den hier betrachteten Studienergebnissen nicht wirklich rosig. Selbstverständlich wird Recruiting auch während und nach der Covid-19-Krise stattfinden, und das vor allem per Internet. “Physical Distancing” macht dies notwendig.
Die wirklichen “Gewinner“, die gestärkt aus der Krise hervorgehen werden, sind Anbieter, die webbasierte Tools zur Personalgewinnung, –auswahl, –Feedback und –Onboarding betreiben.
“Talent Hacks”
Wolfgang Brickwedde sammelt aktuell per Umfrage so genannte “Talent Hacks” aus der und für die deutschsprachige Recruiting Community.
Ziel ist es, die besten Tipps und Tricks für Recruiting Herausforderungen zu präsentieren, denen Recruiter während der Krise begegnet sind, und wie sie diese gelöst haben
Die besten Hacks stellt er dann in einem Webinar am 19.05. vor.
Hier könnte Ihr Eure besten Hacks angeben:
Zur Umfrage
HR Online Konferenz “Restart after Covid-19”
Am 4. Juni 2020 werden internationale namhafte HR Experten in Online Vorträgen und Sessions der HR Welt aufzeigen, wie sie erfolgreich aus der Coronakrise herauskommen und ihre HR Aktivitäten neustarten beziehungsweise auf die “neue Normalität” ausrichten.
Mehr Infos gibt es hier:
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