Facebook plant, die Anzahl der Likes zu verbergen, Instagram testet diese Funktion bereits, und was Mindfulness dazu sagen kann
Ende April gab Instagram bekannt, einen breit angelegten Test zu fahren: Die Anzahl der Likes auf Bilder und Videos sollte anderen Instagram Nutzern nicht mehr angezeigt werden.
Nach Tests in Kanada, wurden diese im Juli auf Italien, Irland, Brasilien, Japan, Australien und Neuseeland ausgeweitet.
Erste Auswirkungen dieses Experiments belegt die Studie von #paid.
Nun ist einem Entwickler im Code der Facebook Android App aufgefallen, dass Facebook einen “Like Hiding” Prototypen testet. TechCrunch hat nachgefragt, und Facebook hat dies bestätigt.
Demnach kann lediglich der Content Autor sehen, wie viele Likes und Reaktionen sein / ihr Posting erzielt hat. Alle anderen sehen eine Angabe in der Art von:
“Freunde X, Y, Z und andere mögen diesen Inhalt.”
Facebook begründet diesen Test damit, dass Nutzer ihre Inhalte auf authentische Weise teilen sollen und nicht mit dem Ziel, möglichst viele Likes zu bekommen.
Damit soll zum einen gelöst werden, dass sich andere Nutzer, die ihr Leben eventuell als weniger “toll” einstufen, weil sie sich mit der Popularität der Posts von anderen vergleichen.
Zum anderen soll auch die mentale Gesundheit aller Nutzer gefördert werden:
- weniger Vergleichen
- weniger Druck, ständig “likenswerte” Inhalte zu posten
- mehr Freiheit, wirklich und authentisch zu kommunizieren
- mehr Freude aller Beteiligten
In meinem nachfolgenden Video habe ich das nochmal kurz zusammengefasst:
Die Ergebnisse der oben verlinkten #paid Studie zeigen momentan jedoch an, dass die meisten Content Kreatoren, deren Likes vor der Öffentlichkeit verborgen werden, verärgert und frustriert sind.
Kein Wunder: Der Instagram Algorithmus basiert darauf, wie viele Likes und Kommentare ein Posting erreicht hat.
Je nachdem wird dieses dann als relevant für andere Nutzer eingestuft und wird folglich mehr Menschen angezeigt.
Agenturen, die auf der Suche nach Influencern und Markenbotschaftern sind, bedienen sich ebenfalls dieser “Engagement Zahlen“.
Likes und Bewertungen sind in der Internet Ära wichtig, vor allem für diejenigen, die damit ihr Geld verdienen. Sie sind darauf angewiesen.
In diesem Blogbeitrag möchte ich neben den eingangs beschriebenen meiner Meinung nach eher positiven Effekten von Bewertungen in der Internetwelt auf Urteile und Wertungen im Sinne der Achtsamkeit eingehen.
Der achtsame Umgang mit (Vor-)Urteilen und Bewertungen im Büro- und generellen Arbeitsleben kann dazu beitragen, die Wertschätzung von Mitarbeitern zu fördern, ohne dass dies aufgesetzt wirkt. Darüber hinaus kann die Achtsamkeit den Zusammenhalt in einer Firma und im Team stärken.
Abschließend mein Fazit zu Bewertungen im Internet UND der Arbeitswelt.
Gefällt oder nicht? Über Urteile und (Be-)Wertungen, und was die Achtsamkeit dazu sagt
Wir kennen das vermutlich alle: Wir mögen es, wenn die Inhalte, die wir in den sozialen Medien teilen, bei anderen Anklang finden.
Das ist in einem weiteren Sinne Wertschätzung und Bestätigung:
- unserer Person
- unserer Arbeit
- unseres Lebens
- …
Wir Menschen brauchen dies von Zeit zu Zeit, es ist Teil unserer DNA, und nicht selten wird genau der Punkt Wertschätzung in Zusammenhang mit Mitarbeiterzufriedenheit, –bindung und generellem “Employee Wellbeing” gebracht.
Das ist völlig ok, solange wir uns von diesen Bewertungen nicht persönlich abhängig machen.
Hierin sehe ich eine größere “Gefahr” bei dem ganzen Like-Hype in den sozialen Netzwerken als darin, dass sich jemand schlecht fühlt, weil ihre oder seine Postings nicht so viele Reaktionen hervorrufen.
Allerdings (be)werten wir Menschen andauernd und ununterbrochen!
Die Achtsamkeit möchte uns anhalten, eine wertfreie Grundhaltung anzunehmen, so gut uns dies möglich ist.
Dinge, Situationen oder Menschen NICHT zu bewerten, sondern das zu wahrzunehmen, was IST.
In einem Mindfulness Seminar lud uns der Seminarleiter ein, folgendes zu tun – und ich lade Euch ein, das ebenfalls zu tun, und zwar gleich hier und jetzt:
- unsere Umgebung zu betrachten oder zu beobachten
- und dabei unsere wertenden Gedanken zu zählen
Diese Übung lässt sich auch im Büro wunderbar durchführen:
- Lasst Euren Blick über die Tastatur (“mein Gott, ist die wieder verstaubt! Furchtbar!” -> 1. Bewertung) schweifen,
- dann auf Euren Kaffeebecher (“der Kaffee heute morgen hat wieder super geschmeckt!” -> 2. Bewertung)
- hinüber zum Kollegen / zur Kollegin (“na, was hat die/der denn heute schon wieder an… grauenhaft” – oder: “wow, sieht echt gut aus heute!” -> 3. Bewertung)
- zurück auf die eigene Nasenspitze (“ich mache das richtig super mit den Bewertungen zählen!” -> 4. Bewertung)
- ….
In der Achtsamkeit beobachten wir diese wertenden Gedanken und versuchen, uns von diesen Gedanken nicht zu sehr beeinflussen zu lassen.
Idealerweise stellen wir objektiv fest, was IST, nehmen es wahr, lassen es dann an uns gedanklich vorüberziehen, und erleben, was sich als nächstes ereignet, ohne dieses wiederum zu bewerten oder festzuhalten oder zu verdrängen.
Das ist natürlich viel leichter gesagt als getan!
Die Achtsamkeit kann jedoch dabei helfen, mit zum Beispiel Störfaktoren besser klarzukommen – je nachdem, wie lange man übt und wieviel Geduld man aufbringt.
Störfaktoren gibt es jede Menge, vor allem in (Großraum-) Büros und im Arbeitsumfeld generell:
- unliebsame Geräusche
- Gerüche
- Abneigung einem bestimmten Kollegen / Vorgesetzten gegenüber
- Neid und Eifersucht
- andere Gefühle und Emotionen
Hier kann es hilfreich sein, diese Faktoren in Gedanken zu benennen und zu beschreiben, OHNE sie zu bewerten und sich dadurch zum Beispiel verärgern zu lassen.
Bezogen auf unliebsame Geräusche kann es beispielsweise eine Idee sein, das Geräusch als solches zu beschreiben, den Klang, die Höhe oder die Tiefe, die Intensität,…
Urteil gefällt? Likes im Internet, ein wertneutraler Umgang damit und achtsame Haltung gegenüber (Vor-)Urteilen im Büro – Fazit
Ich halte es für Blödsinn (ja, das ist eine Wertung ;), die Anzahl der Likes vor der Internet Öffentlichkeit zu verbergen.
Das kommerzielle Internet (und sowieso ist das Internet ein einziger Werbemöglichkeiten– und Selbstdarstellungsraum zu Absatzzwecken) braucht Bewertungen, Likes, Reaktionen, Kommentare, Diskussion und so weiter. Das gilt vor allem für soziale Medien, auch wenn diese ursprünglich als authentische Plätze gedacht waren, auf denen sich Freunde und Bekannte austauschen. Uns allen dürfte bewusst sein, dass diese Netzwerke hauptsächlich dazu genutzt werden, um sich selbst in einem optimalen Licht zu zeigen, weil niemand die Wahrheit wirklich dort zeigen oder sehen will (anderswo übrigens meistens auch nicht ;).
Das ist so, und es ist so, wie es ist – würde die Achtsamkeit sagen.
Menschen, die sich mit anderen und ihrer (scheinbar?) supertollen Außenwirkung vergleichen, sollten sich damit auseinandersetzen, WOHER der Drang zum Vergleichen stammt und Lösungen dafür finden.
Facebook kann dabei letzten Endes nichts beitragen, und durch einen technischen Kniff Nutzer “schützen” zu wollen, halte ich für nicht sinnvoll (noch eine Wertung).
Meines Erachtens wäre es zielgerichteter, dass sich Menschen mit ihrem Social Media Verhalten und –Konsum aktiv auseinandersetzen und sch dabei vor Augen halten, dass das Internet und vor allem Social Media meistens mehr Schein als Wahrheit verbreiten.
Auf zwischenmenschlicher Ebene, im Team, im Büro, im Unternehmen finde ich den Ansatz der Achtsamkeit für erstrebenswert (noch eine Wertung, ja): Zustände, sowohl die guten als auch die schlechten, könnten zunächst rein gedanklich benannt werden, OHNE sie zu bewerten.
Nach einiger Übung und etwas Zeit, sich damit gedanklich zu befassen, OHNE sofort zu handeln (Impulsdistanz), wird sich herauskristallisieren, ob und was getan werden sollte und kann.
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Artikelbild von Liane Kwoll auf Pixabay