Die vergängliche Schönheit des Augenblicks
Halt! Stopp!
Zu spät.
Jetzt ist er schon wieder vorbei: dieser eine Moment, dieser Augenblick.
Schade, oder? Oder vielleicht auch besser so?
Wer weiß.
Eines ist sicher: Alles geht vorbei, und alles wird anders. Immer.
Und immer wieder.
Meistens sind wir in unserem Geiste mit ganz anderen Momenten beschäftigt als mit dem Hier und Jetzt. Nämlich mit dem, was war und was (vielleicht) kommen wird.
Dies gilt auch und wahrscheinlich in besonderem Maße für den Arbeitsalltag: Es gibt Fristen, geplante Abläufe, Kennzahlen, die erreicht werden müssen, Auswertungen und Analysen von vergangenen Aktivitäten, Strategie Anpassungen und Kursänderungen, Abbrüche, Unvorhersehbares, Dringendes,… Sie wissen, was ich meine. Der übliche Wahnsinn.
Da fällt es schwer, sich im Hier und Jetzt zu verankern, wie es die Achtsamkeit ausdrückt.
Dabei hat der jetzige Augenblick eine Menge zu bieten! Und, nebenbei bemerkt, gibt es keinen anderen Moment als genau diesen einen.
Warum sich also nicht auf ihn einlassen?
Im heutigen Beitrag möchte ich darauf eingehen,
- was das Hier und Jetzt eigentlich ist
- wieso der jetzige Augenblick für unser (Arbeits-)Leben bedeutend ist
- wie Sie die Fähigkeit, sich im Hier und Jetzt zu verankern, trainieren können,
- und wie Sie den Moment am besten für sich und Ihre Mitarbeiter, Angestellte, Kollegen und auch im Privaten nutzen.
Was ist denn “Hier und Jetzt”?
Das Jetzt, so hörte ich es in einem Vortrag, besteht aus einer sehr kurzen Zeitspanne.
Man geht davon aus, dass das Jetzt nach ungefähr fünf bis sechs Sekunden vorbei ist.
Da bleibt wenig Zeit, irgendetwas zu tun, könnte man sagen. Und doch geschehen in dieser Zeit eine Menge Dinge.
Schließen Sie hier und jetzt für einen Moment (6 Sekunden?) die Augen, atmen Sie ein und aus und konzentrieren Sie sich auf das, was gerade jetzt in Ihnen und um Sie herum geschieht.
Vielleicht nehmen Sie ein Geräusch wahr, einen Geruch, ein inneres Bild, eine Emotion oder Gedanken?
Da passiert meistens eine ganze Menge.
Und genau das ist das Hier und Jetzt.
Die Bedeutung des jetzigen Augenblicks im Beruflichen
In unserer heutigen Zeit, die durch die “VUCA Welt” geprägt ist, fällt es zunehmend schwer, sich auf die Gegenwart zu fokussieren.
Alles dreht schneller, höher, weiter. Anforderungen steigen, im Arbeitsalltag werden Leistungen und Ziele vereinbart, der Arbeitsdruck steigt, nicht zuletzt durch fehlende Mitarbeiter, die nicht ersetzt werden (können).
Digitalisierung und Technologie im weiteren Sinne, so sehr sie Arbeitsprozesse vereinfachen, rentabler machen und beschleunigen, birgen neue Herausforderungen an uns Menschen.
“Abschalten” ist heutzutage für Viele nur möglich, wenn sie sich einer “Digital Detox” unterziehen oder bewusst Grenzen setzen.
“Always On” ist oftmals die Devise, und ein ständiges Grundrauschen, sei es verursacht durch äußeren oder inneren Lärm, gehört mittlerweile zum Alltag.
Es wird Zeit, sich Zeit zu nehmen und innezuhalten. Warum?
Vielleicht kennen Sie die Geschichte des Kaisers, der seine Berater fragt, was das Dringendste wäre, das er tun sollte, wann dafür der richtige Zeitpunkt wäre, und mit welchen Menschen er dies tun sollte.
Sie ahnen es bereits: Das Dringendste zu tun ist das, was gerade getan wird, der richtige Zeitpunkt dafür ist genau jetzt, und die richtigen Menschen sind die, die jetzt da sind.
Damit lässt sich arbeiten.
Diese Einstellung setzt eine Portion Vertrauen in die Mittel und Menschen voraus, die vorhanden sind. Loslassen ist auch ein wichtiges Stichwort. Und damit erinnert die Achtsamkeit des Hier und Jetzt an die Effectuation Logik, die ich hier vorgestellt hatte. Aus allem und mit allem lässt sich etwas Brauchbares machen.
Eine solche Arbeits- und generelle Grundhaltung fördert den Entdecker- und Erfindergeist, wie ihn die regelmäßige Praxis der Achtsamkeit zu Tage bringt. Ganz nebenbei ermöglichen Sie es sich und Ihren Mitarbeitern, gestalterisch aktiv zu werden und zu “Unternehmern im Unternehmen” zu werden. “Empowering” oder “Enabling” wird das auch ab und an genannt.
So entstehen Innovationen, und auf diese Art können Veränderungen (“Change“) in der Firma begleitet werden.
Wie verankere ich mich im Hier und Jetzt? Training und Meditation
Um den jetzigen Augenblick erleben, nutzen und wertschätzen zu können, bedarf es Übung, Training, Geduld und Ausdauer.
Mehr nicht.
Und doch ist es so viel.
Wir haben ja alle keine Zeit, und diese Zeit ist meistens schon über Wochen hinaus verplant.
Warum eigentlich?
Probieren Sie zur Abwechslung das:
- Finden Sie einen Ort der Stille
- Setzen oder legen Sie sich so hin, dass Sie sich wohl fühlen, aber wach bleiben
- Schließen Sie die Augen
- Tun Sie nichts, außer Ihren Atem zu beobachten
- Zuerst 5 Minuten, nach ein paar Tagen 10, dann 15 und so weiter
- Lassen Sie dabei Gedanken, Gefühle, Bilder, … an sich vorbeiziehen, ohne darauf einzuwirken oder sie beeinflussen zu wollen. Handeln Sie nicht auf Impulse.
Zu nervig? Zu langweilig? Zu ungemütlich? Zu viele Gedanken, Emotionen, störende Ereignisse? Unkonzentriert?
Willkommen im Club! So ist das.
Das ist Arbeit, und die Betrachtung oder Konfrontation mit der Realität ist mal angenehm, und manchmal ist sie anstrengend.
Das Einzige, das hilft, ist dranbleiben und weiter machen. Immer wieder aufs Neue.
Aller Widrigkeiten oder schönen Ablenkungen zum Trotz.
Ja, das schult auch das Durchhaltevermögen, Stressresistenz, Abstand gewinnen,…
Mit der Zeit werden Sie allerdings feststellen, dass Sie an Lebensqualität gewinnen und Vieles mit innerem Abstand betrachten können. Sie nehmen Geschehnisse wahr, ohne sie zu bewerten oder sofort beeinflussen und handeln zu müssen. Selbstverständlich “gelingt” auch das nicht immer, wir sind eben doch nur Menschen.
Ja, und was bringt mir dieses “Hier und Jetzt”?
Das Üben des Verweilens im Hier und Jetzt wird Ihnen helfen, in engen Situationen einen Schritt zurück zu treten und die Lage möglichst neutral zu beobachten, ohne zunächst bewusst darauf einwirken zu wollen.
Das ist in vielen beruflichen und privaten Situationen sinnvoll, wenn auch nicht immer umsetzbar.
Aber alleine der Versuch und der Wille, dies tun zu wollen, ist bereits ein Erfolg: In Ihrem Bewusstsein hat sich etwas getan, und damit auch in Ihrem Verhalten.
Zudem hat der jetztige Augenblick den Vorteil, dass es der einzige Moment Ihres Lebens ist, den Sie aktiv gestalten und verändern können! Alle anderen Augenblicke sind entweder schon vorbei oder noch nicht da.
Schließlich hilft Ihnen das Hier und Jetzt dabei, Dinge, Menschen und Situationen “sein zu lassen” und mit Veränderungen jeder Art umgehen zu lernen.
Und das ist doch schon mal eine halbe Stunde Zeit pro Tag wert, um sich die Fähigkeit des “Im Hier und Jetzt Seins” anzueignen und beizubehalten: Denn Achtsamkeit ist wie ein Muskel, der täglich trainiert werden will, um stark zu bleiben.
Viel Spaß dabei, und ich wünsche Ihnen viele bewusste Stunden im Hier und Jetzt!