Die Programmatic Buyout Saga geht weiter – in Frankreich

 

Es geht weiter in den internationalen Programmatic Buyout Wars:

Nach StepStone und Appcast (85%), Indeed und ClickIQ, TMP und Perengo, Recruitics und KRT Marketing, die Partnerschaft zwischen Joveo und JobCloud / JoinVision und allen anderen “Recruitment Marketing Plattform” Übernahmen, die dieses Jahr über die Bühne gegangen sind (icims, Jibe, Smashfly, … um ein paar zu nennen) sowie die Kooperation zwischen GermanPersonnel und Compana in Deutschland, habe ich nun die erste Meldung aus Frankreich wahrgenommen.

Hier in meinem Video in Kürze angeteasert:

 

Ende November kündigten also die französischen Medien die mehrheitliche Übernahme von Golden Bees durch Figaro Classifieds an.

Der Betrag dieser Akquisition wurde nicht kommuniziert.

 

Wer sind Figaro Classifieds?

 

Figaro Classifieds sind in Frankreich ein sehr großer Player in verschiedenen Anzeigenmärkten und konzentrieren sich vor allem auf Aus- und Weiterbildung, den Arbeitsmarkt und Immobilien. Figaro Classifieds, in Kürze, ist Teil der Figaro Gruppe, ein großes Medienhaus mit vielen Print- und Onlinetiteln.

“Le Figaro” ist in gewisser Weise vergleichbar mit Axel Springer.

Was den Arbeitsmarkt angeht, besitzen Figaro Classifeds namhafte französische Jobbörsen wie beispielsweise cadremploi, Keljob oder auch das mit XING vergleichbare Business Netzwerk Viadeo. Dazu gesellen sich die Lebenslaufdatenbank CVaden, die internationale Kooperation mit The Network und auch der Multiposting Anbieter Talentplug.

Letzterer wurde 2014 in einem Joint Venture zwischen Figaro Classifieds und Régionsjob (die sich vor 1-2 Jahren in “HelloWork” umbenannt haben -> klingt auch nach Internationalisierung, oder?) übernommen.

Das Spannende hierbei ist, dass Régionsjob bzw. HelloWork in Frankreich die Rangliste der Jobbörsen anführen, und das schon seit Jahren.

Daher finde ich die Übernahme von Golden Bees sehr interessant, da es bei programmatic im weiteren Sinne ja auch um Multiposting von Stellenanzeigen geht.

Nur, dass bei programmatic die Maschine entscheidet, wo der ausgeschriebene Job zu sehen ist.

Bei Multiposting macht das im Prinzip der Mensch.

 

Wer ist Golden Bees?

 

In den französischen Medien, unter anderem in einem Interview mit den Geschäftsführern von sowohl Figaro Classifieds, Thibaut Gemignani, als auch Golden Bees, Jonathan Bordereau, ist zu lesen, dass Bordereau einige Jahre bei Figaro Classifieds angestellt war, bevor er in eine Firma wechselte, die programmatic Technologie anbot – jedoch war diese nicht auf den Arbeitsmarkt spezialisiert.

2015 ging die auf Stellenanzeigen fokussierte programmatic Lösung Golden Bees an den Start. Bordereau war Teil des Gründungsteams.

Die angeschlossenen Plattformen werden auf der Homepage nicht im Detail genannt, es ist von einigen Jobsuchmaschinen die Rede (darunter auch JobiJoba, im Besitz von HelloWork (s.o.)), Google for Jobs, sowie “weiteren Plattformen, Medien und Content Seiten”. Dort steht ebenfalls etwas von LinkedIn, Instagram oder auch Spotify.

Sehr kryptisch, aber so gut wie niemand wird die “Secret Sauce” offenlegen, fürchte ich.

Zwar hatten Figaro Classifieds eine eigene programmatische Lösung für ihre diversen Anzeigen, jedoch suchten sie einen Player, der sich auf das Job-Thema konzentrierte.

Man hatte auch hier festgestellt, dass Stellenanzeigen und vor allem der Bewerbermarkt anders ticken als Immobilien- und Weiterbildungsangebote.

 

What’s the plan?

 

Gute Frage. In den Medien berichten Gemignani und Bordereau, dass sie die internationalen Märkte ins Visier nehmen.

Sehr spannend! Golden Bees wäre von Anfang auf Internationalität ausgelegt worden. In BeneLux gibt es bereits einige Kunden für Golden Bees, man spricht von Europa und dann noch weiter hinaus…, ich nehme an, Kanada und USA.

Gemignani merkt an, dass Figaro Classifieds seine Stellenanzeigen Kunden auf das Thema programmatic “trainieren” wollten. Bewusstsein schaffen, den Markt aufklären.

Das ist eine gute Sache.

Man wolle sich, so der Geschäftsführer von Figaro Classifieds weiter, in Richtung performance-basierte Anzeigenmodelle bewegen, dem Kunden einen guten ROI auf sein Anzeigenbudget bieten.

Das finde ich super spannend, denn hier scheinen Jobportal Anbieter aus Kontinentaleuropa bewusst auf performance-basiert umstellen zu wollen. Oder eben irgendwann auch auf “Surge Pricing“, wie ich es hier beschrieben habe.

Ergo: Jobportal Anbieter sollten sich mit dem Job Board Business Model Playbook von Jobiqo auseinandersetzen. Weitere Infos gibt es dazu hier.

Auch wurden Suchmaschinenmarketing Ausgaben bei und für Figaro Classifieds dank programmatic deutlich gesenkt: Gemignani sagt, man habe die SEA Ausgaben an Google um satte 30 Prozent reduziert. Davon können natürlich auch Stellenanzeigenkunden profitieren. Von denen hat Figaro Classifieds nach eigenen Angaben 15.000.

Schließlich, so Gemignani, erschließe man sich dank programmatic neue Bewerbermärkte (und damit weitere Einnahmequellen): Kandidaten und Talente, die mit den bisherigen Jobbörsen-Lösungen nicht abgeholt werden konnten, können nun adressiert werden.

 

What’s, oder besser: Who’s next?

 

Ich nehme an, dass die Buyout Wars Saga noch weitergeht. Die Frage ist, wer noch übrigbleibt und was die Käufer aus den gekauften Lösungen machen:

  • werden sie sie nach und nach abschalten, um Konkurrenz auszuschalten?
  • werden sie lernen und wirklich etwas an ihren Geschäftsmodellen ändern?
  • wollen sie etwas am Markt bewegen?
  • wird etwas völlig Neues entstehen?
  • wie möchten sich die bisherigen Anbieter von anderen abheben, wenn jeder letztendlich mit den selben Plattformen (ko)-operiert?

Was meint Ihr?

Artikelbild von PollyDot from Pixabay