Deutsches Business Netzwerk XING übernimmt Honeypot
Gestern erschien die Pressemeldung, und ehrlich gesagt hatte ich 2 Sekunden lang überlegt, ob es sich vielleicht um einen Aprilscherz handelte: XING tätigt seine bis dato größte Unternehmensübernahme und kauft das Berliner Tech Recruiting Startup Honeypot für 22 Millionen Euro. Bei Erreichung festgelegter, hoher Ziele, kann sich der Akquisebetrag auf bis zu 57 Millionen Euro steigern.
Mit der Übernahme, so ist es der Pressemitteilung zu entnehmen, legt XING einen weiteren “Meilenstein in der Umsetzung der Unternehmensvision, die Zukunft der Arbeitswelt zu einer besseren, menschlicheren zu machen – mit Produkten, die den Menschen helfen, einen Job zu finden, der in ihr Leben passt.”
Dies passe auch gut in die verfolgte Unternehmensstrategie, in der sich XING als Player rund und um New Work sieht. Daher auch die geplante Umbenennung von XING SE in “New Work SE” ab diesen Juni. Alle Firmenaktivitäten sollen auf New Work hin gebündelt werden.
Im heutigen Beitrag werde ich
- kurz auf die vergangenen XING Akquisitionen eingehen
- skizzieren wer Honeypot ist, wie die Plattform funktioniert
- die für mich 2-3 offenen Fragen formulieren
- sowie kurz auf den HR Hackathon hinweisen
Die Geschichte der XING Übernahmen
Im Anfang nannte sich XING “OpenBC“, als das Netzwerk 2003 startete. Bereits 2006 wurde OpenBC zu XING und ging an die Börse.
Dort ist es immer noch gelistet, und gestern stieg der Kurs stark an – möglicherweise eine Reaktion auf die Übernahme? Heute ist der Kurs wieder ein wenig schwächer.
In der chronologischen Auflistung der durch XING übernommenen Unternehmen fehlen einige Anbieter, z.B. SocialMedian von Jobster Gründer Jason Goldberg in 2008. Oder auch lebenslauf.com im Jahre 2014. Diese Services bestehen nach wie vor, wobei SocialMedian seit geraumer Zeit als XING News läuft.
- 2010 wurde der Ticketing Service amiando übernommen und in die XING Events Plattform integriert.
- 2012 folgt der Kauf der aus Österreich stammenden Arbeitgeber Bewertungsplattform kununu
- 2015 übernimmt XING die deutsche Jobsuchmaschine jobberse.com für 6,3 Mio EUR und aggregiert seither Jobs aus dem Netz
- 2016 folgt der Kauf der Buddybroker AG mit ihrem Mitarbeiterempfehlungsprogramm eqipia
- 2017 das cloudbasierte Bewerbermanagementsystem prescreen (ehemals MercuryPuzzle), welches derzeit als separates Tool weitergeführt wird
- und das internationale Netzwerk für Expatriates Internations
Und nun also Honeypot.
Was ist Honeypot und wie funktioniert dieser “Reverse Jobmarktplatz”?
Honeypot ging 2015 in Berlin an den Start und wurde in den Medien als “Berlin’s Hired.com” bezeichnet.
Bei Honeypot wie auch bei Hired.com (die wesentlich mehr an Fianzierungen landen konnten, wobei Hired aus den USA stammt, wo es einfach höhere Finanzierungsrunden gibt) handelt es sich um Tech Recruiting Plattformen mit dem “Reverse“-Modell: Nicht Entwickler bewerben sich auf offene Stellen, sondern die Arbeitgeber.
Übrigens verfolgen Plattformen wie beispielsweise das ebenfalls aus Berlin stammende 4Scotty oder das französische Talent.io (welches seit der Übernahme von Ivo Betkes Webcrowd Anfang 2016 auch am deutschen Markt vertreten ist) das gleiche Reverse-Modell.
Bei den einen liegen intelligente und lernende Algorithmen zugrunde, um die “Coding Skills” der Entwickler zu bewerten, bei anderen gehen teilweise “manuelle” Prozesse voraus, um Kandidaten vor zu selektieren. Die Atomatisierung dieser Prozesse macht diese Plattformen skalierbar und damit interessant für Investoren und Käufer.
Honeypot hat derzeit laut Meldung 100.000 Tech Profile, 50 Mitarbeiter, 1.500 Firmenkunden und ist besonders bekannt und aktiv in Deutschland und den Niederlanden.
Wie passt Honeypot zu XING beziehungsweise New Work SE?
Wie eingangs beschrieben war meine erste Reaktion auf die Meldung über den Kauf durch XING, dass ich ihr nicht recht glauben konnte.
Warum?
Selbstverständlich wird in den Nachrichten betont, dass es ein “Natural Fit” für beide Seiten ist: Der “Social Recruiting” Charakter der Plattform Honeypot (Firmen bewerben sich bei Kandidaten, sprich: Sourcing oder Talentakquise) passe gut zu einem Business Neztwerk, das in der DACH Region ein erfolgreiches E-Recruiting Produkt hat. Das E-Recruiting Segment hat in den letzten Geschäftsberichten zugelegt und haben laut aktuellem Geschäftsbericht 2018 ein Wachstum von 40 Prozent erzielt.
Die Honeypot Gründer versprechen sich von diesem Deal, dass sie als Teil von XING ihre internationalen Aktivitäten ausbauen können.
Da stellen sich mir zwei Fragen:
- Wie werden Entwickler reagieren, wenn XING Recruiter sie zukünftig kontaktieren? Werden die Anfragen über die Plattform durch die Sourcer, Recruiter oder Talentakquise Mitarbeiter so verfasst werden, dass sich die Entwickler darin wiederfinden, sich von den Unternehmen angesprochen fühlen und dabei nicht gleichzeitig mit Anfragen überschwemmt werden?
- XING ist vor allem in der DACH Region aktiv, die Mitgliederzahlen des internationalen Expatriates Netzwerks Internations sind sehr überschaubar – wie soll eine weitreichende internationale Expansion von statten gehen vor diesem Hintergrund?
Es bleibt auch zu sehen, wie sich XING als New Work SE zukünftig aufstellt. In der Pressemeldung spricht XING CEO Thomas Vollmoeller davon:
Mit der Übernahme wächst unser Produktangebot um einen weiteren echten New Work Anbieter. Honeypot stellt die Kandidaten in den Fokus und ermöglicht ihnen, den Job zu finden, der zu ihren individuellen Präferenzen passt.
Ist das New Work?
Wären denn dann nicht auch alle Jobportale New Work Anbieter?
Was denken Sie?
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